In enger Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium NRW und den zuständigen Bezirksregierungen verfolgen die Ruhrwasserwerke das "Programm Reine Ruhr". Das Ziel dieses Programms sieht einerseits eine intensive qualitative Überwachung der Ruhr und ihrer Nebengewässer sowie die Erarbeitung von Maßnahmen zur Verminderung von Gewässerbelastungen durch ausgewählte Schadstoffe vor. Diese Ansätze werden vor allem durch den Ruhrverband und die Aufsichtsbehörden schwerpunktmäßig bearbeitet. Die Wasserwerke unterstützen die Gewässerüberwachung durch eigene qualitative Messungen, verfolgen gleichzeitig aber ein Konzept zur Ergänzung der bestehenden Wasserwerkstechniken um weitere Aufbereitungsstufen.
Durch diese Investitionen, die für alle Ruhrwasserwerke zusammen insgesamt eine Höhe von 300 Mio. € erreichen und aus Gründen der Vorsorge umgesetzt werden, soll die Trinkwassererzeugung an der Ruhr zukünftig noch höhere Sicherheiten gegenüber unerwarteten mikrobiologischen oder chemischen Belastungen des Rohwassers aufweisen. Viele Wasserwerke haben die zusätzlichen Aufbereitungstechniken bereits fertiggestellt und erfolgreich in Betrieb genommen.
Für die übrigen Wasserwerke wurden die technischen Ergänzungen bereits mit den Aufsichtsbehörden abgestimmt und mit der Umsetzung der Maßnahmen begonnen. Es ist damit sichergestellt, dass in wenigen Jahren alle Ruhrwasserwerke über modernste Aufbereitungsverfahren nach dem „Stand der Technik“ verfügen und damit auch zukünftig ihren Kunden die gewohnt hohe Versorgungssicherheit und Wasserqualität bieten können.
Die AWWR befasst sich in einem regelmäßig stattfindenden Monitoring mit der Betrachtung der stofflichen Belastung. Der Schwerpunkt der letzten Untersuchungen lag im Bereich der organischen Spurenstoffe, die aus unterschiedlichsten Anwendungen und Quellen in die Gewässer eingetragen werden können. Hierbei ist es für die Wasserwerke sehr wichtig, durch eine regelmäßige Erfassung und Bewertung repräsentativer organischer Substanzen in der Ruhr frühzeitig über tendenzielle Entwicklungen informiert zu werden und ggf. mit der Wasseraufbereitung darauf reagieren zu können.
Die durchgeführten Untersuchungen verdeutlichen erwartungsgemäß, dass auch in der Ruhr - wie in vielen anderen Gewässern - eine Vielzahl organischer Spurenstoffe nachgewiesen werden können. Nicht zuletzt trägt hierzu auch eine immer weiter verbesserte Analytik der untersuchenden Wasserlabore bei. Diese untersuchten Substanzen liegen allerdings nur in geringen Spuren vor, so dass sie keine akute Einschränkung für die Wasserwerke bedeuten.
Intensiv befasste sich die AWWR u.a. auch mit der Konzentration des Pflanzenbehandlungsmittels Glyphosat und dessen Abbauprodukten in der Ruhr. Bei dem Wirkstoff Glyphosat handelt es sich um einen biologisch wirksamen Hauptinhaltsstoff vieler Pflanzenschutzmittel (Breitbandherbizide), die weltweit in der Land- und Forstwirtschaft, aber auch zur Bekämpfung von Wildkräutern in öffentlichen, industriellen und privaten Bereichen häufig eingesetzt werden. Die gesundheitliche Relevanz dieser Substanz wird weiterhin intensiv in der Fachwelt diskutiert und drängt auf eine Entscheidung der Europäischen Union über die weitere Marktzulassung dieses Mittels.
In der Ruhr konnten nur sehr geringe Konzentrationen nachgewiesen werden, die bereits in den an der Ruhr genutzten technischen Anlagen zur künstlichen Grundwasseranreicherung vollständig abgebaut werden, so dass keine Beeinträchtigung der Trinkwassergewinnung durch diesen Wirkstoff gesehen wird.
Ein besonderes Augenmerk richten die Ruhrwasserwerke auch auf die Einleitung von Sümpfungswässern aus dem ehemaligen Steinkohlebergbau in die Ruhr. In der Fachwelt wurde zunächst auf mögliche PCB-Belastungen dieser abgeleiteten Wässer und einer möglichen Gefährdung der Ruhr hingewiesen. Die AWWR hat daraufhin in vielen Gesprächen mit den beteiligten Behörden und den Bergbaubetreibenden eine Gefährdungsabschätzung vorgenommen und eigene Analysen zur aktuellen PCB-Belastung der Ruhr vorgenommen. Erfreulicherweise konnten bisher keine Hinweise auf eine aktuelle Beeinträchtigung der Wassergewinnung an der Ruhr festgestellt werden.
Mit besonderer Sorge hat die AWWR in den zurückliegenden Jahren auch das Thema „Gewinnung von unkonventionellen Gasvorkommen mit dem Fracking-Verfahren“ begleitet. Bei diesem Verfahren sollten im Land Nordrhein-Westfalen mittels Bohrungen in den Untergrund bisher ungenutzte Gasressourcen in feinporigen Tiefengesteinen erschlossen werden. Hierbei wurde die Gefahr gesehen, dass in Verbindung mit den Bohrungen umweltschädliche Chemikalien in den Untergrund eingeleitet werden, die eine Beeinflussung der Grund- und Oberflächenwasserbeschaffenheit nach sich ziehen könnten.
Auch im unmittelbaren Umfeld der Ruhrwasserwerke waren derartige Gasbohrungen vorgesehen. Die Ruhrwasserwerke haben ihre Bedenken in vielen Gesprächen mit Behörden, Naturschutzverbänden und Bergbauunternehmen eingebracht und auf die potentiellen Gefahren aufmerksam gemacht. Inzwischen hat die Bundesregierung für das Fracking-Verfahren neue gesetzliche Regelungen festgelegt. Das Land NRW hat darüber hinaus für die nächsten Jahre eine Erschließung von Gasvorkommen mit dieser Technik ausgeschlossen - eine für die Wasserversorgung in dieser Region sicherlich gute Entscheidung.
Für eine gute Gewässerökologie ist nicht nur die Wasserbeschaffenheit bedeutsam, die meist im Fokus der Öffentlichkeit steht, sondern natürlich auch die Gewässerstruktur. Beispielsweise die Durchgängigkeit eines Gewässers zwischen Quelle und Mündung für Kleinlebewesen und wanderwillige Fische ist ein wichtiger Faktor für die ökologische Einstufung eines Gewässers. Viele Ruhrwasserwerke haben in der Vergangenheit durch den Aufstau der Ruhr zum Zwecke der Wassergewinnung zu einer Beeinträchtigung der Flussströmungen und der Wanderung vieler Gewässerbewohner beigetragen. Hier konnten allerdings in den zurückliegenden Jahren deutliche Verbesserungen erzielt werden. Die meisten dieser Stauanlagen wurden inzwischen durch geeignete Fischpässe optimiert, so dass eine deutliche Strukturverbesserung der Ruhr zu verzeichnen ist.